RNZ-Artikel 31.3.99
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Artikel in der Rhein-Neckar-Zeitung, 31.3.1999

Benzol und Ruß sorgen für dicke Luft

In Bergheim und Rohrbach ist die Gesundheit gefährdet - Anstieg statt Rückgang trotz zunehmender Kat-Autos

 kib. In Heidelberg herrscht dicke Luft. Schwaden von Benzol und Dieselruß gefährden die Gesundheit. Das haben Meßergebnisse der Gesellschaft für Umweltmessungen und Umwelterhebungen (UMEG) ergeben. In Bergheim und Rohrbach wurden dabei Jahresmittelwerte von 12,5 und 10,8 Mikrogramm Benzol je Kubikmeter Luft registriert. Die Tagesspitzenwerte lagen laut Umweltbürgermeister Thomas Schaller sogar bei 60 Mikrogramm in Bergheim. 

Ein ähnliches Bild zeigte sich beim Dieselruß. Mehr Autos, mehr Lastwagen und häufigere Fahrten sind nach Ansicht des Dezernenten die Ursachen. Mit deutlicher Mehrheit verabschiedete denn auch der Umweltausschuß einen konkreten Arbeitsauftrag an die Verwaltung, nachdem die Verwaltung nicht nur prüfen soll, was gemacht werden kann, um die Ruß- und Benzolemissionen zu verringern, sondern die Erkenntnisse sollen auch möglichst schnell in die Praxis umgesetzt werden. 

"Da muß die Oberbürgermeisterin handeln." Für den Stadtrat und Arzt Dr. Arnulf Lorentz ist die Sache klar. Die Benzol- und Dieselrußkonzentrationen, die in der Mittermaier Ecke Bergheimer Straße und der Karlsruher Straße Ecke Viktoriastraße gemessen wurden, sind weit über dem Richtwert und deshalb seiner Ansicht nach keinesfalls tolerabel. Das wiegt um so schwerer, da beide Substanzen als krebserzeugend und erbgutverändernd gelten und eigentlich jede Belastung mit den gefährlichen Stoffen vermieden werden sollte. 

Nicht bestätigt hat sich mit den Meßergebnissen die These eines Gutachtens des Institut für Energie- und Umweltforschung (ifeu) aus dem Jahr 1993, daß sich das Problem durch die neue Katalysator-Technologie beziehungsweise verbesserte Kraftstoffe in absehbarer Zeit von selbst löse. Zwar seien diese Verbesserungen tatsächlich erreicht, sagt Umweltbürgermeister Thomas Schaller, deren Effekt werde aber durch die Zunahme des Verkehrs aufgefressen. 

Landesweit hatte das baden-württembergische Ministerium für Umwelt und Verkehr an 64 Meßpunkten Ruß-, Benzol- und Stickstoffdioxid gemessen. Die Ergebnisse, so war im Heidelberger Umweltausschuß zu hören, zeigten, daß lediglich an 13 Punkten im Land alle Prüfwerte eingehalten werden. In Heidelberg wurden zwei Punkte, eben an der Mittermaier- und Karlsruher Straße, in das Meßprogramm einbezogen, weil dort bei einer städtischen Untersuchung vor drei Jahren die höchsten Werte in der Stadt gefunden wurden. 

Während 1995/96 in der Mittermaierstraße noch 6,5 Mikrogramm Ruß pro Kubikmeter gemessen wurden, waren es 1997/98 schon 9,7 Mikrogramm. Der Richtwert liegt bei 8 Mikrogramm. Bei Benzol sind es 10 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft. Dort hat sich der Wert zwischen den beiden Messungen von 9,2 Mikrogramm auf 12,5 Mikrogramm erhöht. In der Karlsruher Straße ist der Wert leicht auf 10,5 Mikrogramm zurückgegangen, beim Ruß liegt er dort knapp unter dem Richtwert,, ist aber deutlich von 5,1 auf 7,9 angestiegen.

Auch die verschärften Richtwerte, die seit 1998 gelten, sind laut Schaller noch viel zu hoch, da sie nicht die tatsächliche gesundheitliche Gefährdung widerspiegeln. Wenn sie jedoch, wie in Bergheim deutlich überschritten würden, dann sei tatsächlich höchste Alarmstufe angesagt. 

Das Regierungspräsidium, das die Werte nun vorlegte, schreibt vor, daß die städtischen Behörden prüfen sollen, inwiefern verkehrslenkende, verkehrsverlagernde oder -beschränkende Maßnahmen ergriffen werden können. 

Das kann laut Schaller aber. nur gehen, wenn weniger Autos fahren. Das müßte seiner Ansicht nach auch zu erreichen sein. Schließlich sind die Hälfte der Autofahrten in Heidelberg nicht länger als fünf Kilometer. "Einen Teil dieser Kurzstreckenfahrten auf andere Verkehrsmittel zu verlagern, müßte möglich sein", meinte Schaller. Nicht einschränken wolle er hingegen die Autopendler oder den Wirtschaftsverkehr. 

Während Roger Schladitz (SPD) im Umweltausschuß sagte, daß bei diesem Problem vor allem Bund und Land gefordert seien, gab Arnulf Lorentz zu bedenken, daß nun dringender Handlungsbedarf geboten sei. "Die Kompetenzen werden hin- und hergeschoben", will Daniel Hager-Mann (GAL) bemerkt haben. Er erwarte nun von Oberbürgermeisterin Beate Weber ein klares politisches Signal. "Jeder weiß, daß etwas geschehen muß, aber nichts darf passieren", skizzierte seine Fraktionskollegin Ulrike- Duchrow den derzeitigen Umgang mit der Belastung. Es gelte nun, den Anwohnern die drohende Gefahr bewußt zu machen und Autofahrer zur Veränderung ihres Verhaltens zu bewegen. "Wir dürfen die Augen nicht länger verschließen."

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Meßwerte Dieselruß
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