Beitrag im Jahrbuch 2002 des
Stadtteilvereins Handschuhsheim In Handschuhsheim zu Fuß unterwegs
Petra Bauer und Dieter Teufel
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Verringert das Risiko vorzeitiger
Todesfälle an Herzinfarkt | |
Verringert das Risiko von Durchblutungsstörungen im Gehirn | |
Verringert die Wahrscheinlichkeit der
Entstehung von Diabetes | |
Verringert die Gefahr der Entstehung
von Bluthochdruck | |
Hilft Patienten, die bereits hohen
Blutdruck haben | |
Verringert das Risiko von Dickdarmkrebs
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Verringert Depressionen und
Angstgefühle. | |
Hilft bei der Kontrolle des
Körpergewichts | |
Hilft beim Aufbau und der Erhaltung
gesunder Knochen, Muskeln und Gelenke und beugt Osteoporose vor | |
Hilft älteren Menschen, fit zu bleiben
und verringert die Anfälligkeit gegen Stürze | |
Fördert das körperliche und seelische Wohlbefinden |
Geht man im Schnitt
nur 3 km pro Tag zu Fuß, verbraucht man 55 000 kcal pro Jahr mehr, das
entspricht dem Energieinhalt bei der Verbrennung von 6 kg reinem Fett. Eine
Langzeituntersuchung mit 13 300 Menschen zeigte, daß bereits eine halbe
Stunde Gehen am Tag die vorzeitige Sterblichkeit, vor allem an
Herz-Kreislauf-Krankheiten, in einem Zeitraum von 8 Jahren bei Männern um 60 %
und bei Frauen um 52 % reduzierte. [4]
Für den Einzelnen
hat zu wenig körperliche Aktivität einen ähnlich hohen Einfluß auf die
Gesundheit wie Rauchen oder hohe Cholesterinwerte. In Deutschland hat mehr als
die Hälfte der Bevölkerung (58%) zu wenig Bewegung (weniger als 30 Minuten pro
Tag). [5]
Die dadurch verursachten Kosten für das öffentliche Gesundheitswesen liegen in
der gleichen Größenordnung wie die Krankheitskosten durch Rauchen und ungefähr
dreimal so hoch wie die durch Übergewicht und zu fettreiche Ernährung
verursachten Krankheitskosten. [6]
Zu Fuß gehen und
Fahrrad fahren ist nicht nur gesund, es trägt bei Kindern zu ihrer körperlichen
und seelischen Entwicklung bei. Kinder gehen oder fahren oft nicht zielgerichtet
zu einem bestimmten Ort, sondern streifen durch die Umgebung, um sie zu
erkunden, spielen auf der Straße oder benutzen das Fahrrad als Spielzeug. Auf
diese Weise schulen sie u.a. ihre motorischen Fähigkeiten, lernen soziales
Verhalten und werden selbständig.
Aufgrund der
Straßenstruktur und des starken Verkehrs auf den Straßen haben Kinder
heutzutage oft nur noch eingeschränkt die Möglichkeit selbständig auf die
Straße zu gehen oder mit dem Fahrrad herumzufahren. Sie verbringen viel mehr
Zeit zu Hause als früher, u.a. vor dem Fernseher. Wenn Kinder auf die Straße
gehen, dann oft in Begleitung eines Elternteils, die sich wegen des
Straßenverkehrs um ihre Kinder sorgen. Außerdem sind Kinder, im Gegensatz zu
früher, wesentlich häufiger als Mitfahrer unterwegs, da viele Eltern ihre
Kinder mit dem Auto zum Kindergarten, zur Schule oder zu Freizeitaktivitäten
bringen. Diese Entwicklung hat für Kinder gravierende gesundheitliche
Konsequenzen physischer und psychischer Art, da sie sich in ihrer Entwicklungsphase
befinden und viele Fähigkeiten bei ihnen erst ausgebildet werden müssen. So ist
bei vielen Kindern, denen diese außerhäuslichen Aktivitäten fehlen, die
Muskulatur durch den Bewegungsmangel nicht genug ausgeprägt und viele weisen
Haltungsschäden auf. Es treten bei ihnen Störungen des Gleichgewichts- und
Orientierungssinns und motorische Fehlentwicklungen auf, was z.B. dazu führt,
daß viele nicht mehr richtig rückwärts gehen können, auf gerader Strecke
Zickzack laufen, Arme und Beine im falschen Rhythmus zueinander bewegen und
allgemein weniger körperliche Geschicklichkeit aufweisen. Sie verunglücken
leichter und gravierender, da sie keine Auffangbewegungen mehr machen. Sie
haben schlecht entwickelte innere Landkarten und aufgrund mangelnden räumlichen
Vorstellungsvermögens manchmal Rechenschwächen. Des weiteren sind betroffene
Kinder häufig weniger selbständig, stärker auf ihre Eltern fixiert und im
extremen Fall sogar in ihrer Kontakt- und Beziehungsfähigkeit gestört. [7]
Schweizer Untersuchungen, bei denen die Entwicklung von Kindern ohne unbeaufsichtigte Aufenthaltsmöglichkeiten im Straßenraum im Vergleich zu normalen Kindern analysiert wurde, zeigten deutliche Unterschiede in der kindlichen Entwicklung. Kinder, denen die Eltern aus Angst vor den Risiken des Straßenverkehrs das Spielen im Straßenraum untersagten und die nicht selbständig längere Wege gehen durften, hatten eine um 13% geringere Reaktionsfähigkeit, eine um 22% verminderte feinmotorische Geschicklichkeit, eine 35% geringere körperliche Gewandtheit, 40% geringeres Gleichgewichtsvermögen und 43% geringere Sprungkraft. Die Zahl der sozialen Kontaktpersonen war um 25% und die der Spielkameraden um 77% geringer, die Kreativität beim Spiel um 15% und die Selbständigkeit und Ausdauer bei eigenen Arbeiten um 47% vermindert. [8]
Oft hört man, daß das Auto inzwischen das wichtigste Verkehrsmittel sei. Vor allem manche Geschäftsleute vertreten die Auffassung, daß die überwiegende Zahl ihrer Kunden mit dem Auto zum Einkaufen käme. In Handschuhsheim ist das jedoch nicht so. Wie alle Verkehrserhebungen der letzten Jahre zeigen [9] [10], sind das wichtigste Verkehrsmittel nach wie vor die eigenen Füße. Dabei bestehen zwischen den einzelnen Stadtteilen interessante Unterschiede, wie die jüngste Erhebung, durchgeführt von der Forschungsgruppe Wahlen im Jahr 2001 [11], gezeigt hat. (siehe Bild 1)
Bild 1: Zusammensetzung des Einkaufsverkehrs in Stadtteilen Heidelbergs 2001, nach Forschungsgruppe Wahlen 2002
In der Grafik ist dargestellt, wie in den einzelnen Stadtteilen Heidelbergs die Einkaufenden in die Geschäfte kommen. Handschuhsheim liegt, was die umweltfreundlichen Verkehrsarten Fußgänger und Fahrrad angeht, unter allen Stadtteilen an 3. Stelle, nur knapp hinter der Weststadt und der Altstadt: Die Handschuhsheimerinnen und Handschuhsheimer erledigen ihre Einkäufe zu 43% zu Fuß, zu 28% mit dem Fahrrad, zu 21% mit dem Auto und zu 4% mit dem Öffentlichen Verkehr.
Dies hat verschiedene Ursachen. Handschuhsheim hat einen noch weitgehend ursprünglichen Ortskern. Eine große Vielfalt von Geschäften für den täglichen Bedarf lädt zum Einkauf ein, insgesamt gibt es noch rund 40 Geschäfte, in denen man fast alles kaufen kann. Die Handschuhsheimer Haushalte kaufen die Güter für den kurzfristigen Bedarf noch zu 93% im eigenen Stadtteil ein ! [12]
Es ist aber auch umgekehrt. Weil es in weiten Bereichen Handschuhsheims noch Spaß macht, zu Fuß zu gehen oder zu radeln, erledigen viele ihre Besorgungen und Einkäufe mit kurzen Wegen im eigenen Stadtteil. Dies ist ein wichtiger Grund, weshalb sich die günstige Einzelhandelsversorgung in Handschuhsheim, im Gegensatz zu anderen Stadtteilen, halten konnte. Gründe genug also, uns diese oft vernachlässigte Verkehrsart einmal näher anzuschauen.
Ein Hauptproblem des heutigen Verkehrs sind der fehlende Platz auf den Strassen und die daraus entstehenden Staus und die Parkplatznot. Dabei ist der Platzbedarf der einzelnen Verkehrsarten sehr unterschiedlich. Die Grafik zeigt, daß Fußgänger mit Abstand am wenigsten Platz brauchen. Eine Verkehrspolitik, die aus Fußgängern, aber auch aus Radfahrern und Nutzern des Öffentlichen Verkehrs Autofahrer macht, produziert Staus. Und umgekehrt: Wenn die Bedingungen für den Umweltverbund verbessert werden und mehr Menschen zu Fuß gehen oder das Fahrrad benutzen, gibt es weniger Staus und Parkplatzsorgen.
Wenn man in
Archiven, in alten Zeitschriften und Büchern stöbert, findet man über das zu
Fuß gehen wenig oder nichts. So selbstverständlich war es, daß kaum ein Autor
das Thema erwähnenswert fand. Lediglich in alten Adressbüchern findet man
Hinweise auf die oft zu Fuß erledigten Botendienste zwischen den Ortschaften.
So heißt es z.B. im "Universitäts- und Addreß-Calender von
Heidelberg auf das Jahr 1816" [13]:
"Die Weinheimer Böttin kommt wöchentlich zweimal, Dienstags und Samstags
hieher, und geht desselben Tages zurück. Bestellungen giebt man bey Conditor
Gutheil Markt Nro. 56 und bey Becker Schwarz Hauptstraße Nr. 64 ab."
Noch vor dem 2.
Weltkrieg gingen Handschuhsheimer Gärtnerinnen regelmäßig zu Fuß nach Mannheim.
Erdbeeren und Kirschen wurden mit Handwagen oder sogar auf dem Kopf nach
Mannheim auf den Markt gebracht, man ging um 3 Uhr morgens in Handschuhsheim
los. [14] An
manchen Stellen der Gemarkung gab es sog. Ruhen, Stein- oder Holzbalken, wo die
Lastenträgerinnen ihre Last ablegen konnten. Emil Reimold erinnert sich an regelmäßige sonntägliche Besuche
zu Fuß von Handschuhsheim nach Schönau und zurück (ca. 25 km) oder nach
Schwetzingen in den Schlossgarten (hin und zurück ca. 23 km). [15]
Die Heidelberger Studenten kamen regelmäßig zu Fuß nach Handschuhsheim zum
Einkehren.
Interessant ist es,
sich von älteren Mitbürgern über früher erzählen zu lassen. Pfarrer
Friedrich Wernz (85) erinnert sich noch lebhaft, wie selbstverständlich die
Fußwege früher waren. Frühmorgens um 5 stand man auf, um 7 ging es mit der Kuh
rund eine dreiviertel Stunde zu Fuß ins Feld und zur Mittagszeit wieder zurück.
Nach dem Mittagessen war eine Ruhepause bis 14 Uhr und anschließend ging es oft
in den Garten oberhalb des Hainsbachtals und abends wieder zurück. Da jeder zu
Fuß ging, waren viel mehr Leute unterwegs und man traf viele und hielt ein Schwätzchen.
Friedrich Wernz schätzt, daß man insgesamt etwa 3 Stunden pro Werktag zu Fuß
unterwegs war. Man legte dabei eine Strecke von 8 – 10 km zurück. Kam man aus
der Schule, zog man im Sommerhalbjahr von April bis September die Schuhe aus
und ging barfuss. War in den Nachbarorten Kerwe, marschierten die Burschen und
auch Mädchen in Gruppen die Bergstraße entlang nach Schriesheim und Dossenheim
oder über den Wald nach Ziegelhausen und nachts wieder zurück. Sonntags war das
Cafe im Luft- und Sonnenbad am Mönchbergweg ein beliebtes Ausflugsziel, das man
zu Fuß über die Amselgasse erreichte. [16]
Für die Kinder war es selbstverständlich, den Schulweg zu
Fuß zurückzulegen. Ludwig Merz (91) erzählt begeistert von vielen Erlebnissen
und Streichen, die er auf seinem Weg von der Weststadt zur Schule in die
Altstadt erlebte. Ludwig Haßlinger und Eugen Holl marschierten wie viele von
Handschuhsheim nach Neuenheim in die Mönchhofschule.
Sophie Berlinghof (92) ging in die Höhere Mädchenschule in
der Plöck und später in die Kettengasse und legte den Weg oft zweimal am Tag
von Handschuhsheim in die Altstadt zurück, das waren viermal eine knappe halbe
Stunde, und früh vor der Schule trug sie noch die Milch und in der Mittagspause
Zeitungen aus. Sonntags war die liebste Beschäftigung ein Spaziergang ins
Mühltal oder nach Dossenheim mit anschließendem Einkehren. [17]
Um wieviel erlebnisreicher war ein solcher Schulweg als die
heute in manchen Fällen übliche Autofahrt der Mutter mit dem Kind zur Schule.
Diese Erlebniswelt ist direkt messbar. Um herauszufinden, wie intensiv Kinder
ihre Schulwege erleben, ließ man in einer Untersuchung 700 Kinder ihren Weg von
zuhause bis zur Schule aufmalen. [18]
Das Ergebnis: Kinder, die mit dem Auto oder mit dem Bus zur Schule kamen,
hatten kein inneres Bild von dem Weg, den sie mehrere hunderte Mal im Jahr
zurücklegen. Dagegen bilden Kinder, die zu Fuß in die Schule gehen, auf ihren
Zeichnungen viele Details ab: Wegekreuzungen, Läden, Bäume, Blumen, Container,
Telefonzellen, das Haus, in dem die Freundin wohnt oder den Kiosk.
In Handschuhsheim gibt es Fußwege noch aus der Zeit vor
Christi Geburt. Sie haben sich durch die über Jahrtausende auf ihnen laufenden
Menschen in die Oberfläche des Berges eingegraben und sind heute noch als
Hohlwege sichtbar. Dort wo sie Lößzonen queren haben sie sich im Laufe von
Jahrhunderten am tiefsten eingeschnitten, aber auch weiter oben in der
Buntsandsteinregion kann man wie z.B. bei dem Steckelsgassenhohlweg und dem
Hainsbachhohlweg ihre Eintiefungen bis auf die Höhen des Heiligenbergs
verfolgen. Am Rande der Hohlwege zur Talseite hin findet man oft Aufschüttungen
von Steinen, die im Laufe der Zeit als Hindernisse aus der Hohlweggasse nach
außen befördert wurden. [19]
Diese alten Wege auf den Heiligenberg, die z.T. schon von
den Kelten begangen wurden, beschreibt Ludwig Merz in einem Aufsatz im Jahr
1960. [20] Darin heißt
es: „Wer die alten Hohlen und Steigen durchwandert, ...kann sich vielleicht dem
Banne eines ungezählte Male begangenen Weges nicht entziehen und wird sich
fragen: Was mag sich hier wohl alles ereignet haben, welche Schicksale von
Menschen und Tieren mögen sich da und dort erfüllt haben - beim Fall eines
Zugtieres oder beim Sturz des Fuhrknechtes, auf der Flucht in die Deckung eines
tiefen Hohlweges oder bei Gängen zum christlichen und vorchristlichen
Heiligtum, beim Holzraub der Pfälzer in dem einst kurmainzischen Wald oder beim
Kampf um die Ringwälle und Schanzen ? - Die Ruinen, die Gedenksteine, die
Sühnekreuze und Bildstöcke und die unvollendeten Steinmetzarbeiten, die wir auf
unseren Bergen am Wege oder im Dickicht finden, mögen unsere Phantasie
beflügeln und unseren Streifzug zu einem Erlebnis der Stille werden lassen.“
Von den Wohngebieten Handschuhsheims aus gibt es auch heute
noch ein schönes historisches Fußwegenetz, auf dem man gut zu Fuß in den Wald
kommt. Manche der alten Wege findet man in den gängigen Stadtplänen nicht mehr.
Erhaltenswert sind die kurzen Verbindungen für Fußgänger, weil sie wegen der Abwesenheit
von Kfz-Verkehr, ihrer meist natürlichen Oberfläche und reizvollen
landschaftlichen Situation das Gehen zu einer angenehmen Fortbewegungsart
machen. Ökologisch gesehen sind diese Pfade aufgrund ihres geringen
Versiegelungsgrades von Bedeutung und wegen ihrer Trockenmauern und Hecken
erhaltenswerte Biotope. Kein Wunder also, daß Spaziergänger und Wanderer sie
gern bei ihren Ausflügen benutzen.
Bei dem einen oder anderen Weg wäre sogar zu überlegen, ihn
aus heimatgeschichtlichen und kulturhistorischen Erwägungen unter Denkmalschutz
zu stellen. Dies gilt z.B. für den alten Steckelweg. Dieser schon von den
Kelten als Zugang zu ihrer Höhensiedlung begangene Weg dient manchen
Zeitgenossen leider als Abfallgrube. In den letzten Jahren war er wegen Sicherheitsproblemen
(herabgestürzte Bäume) und juristischer Auseinandersetzungen über die
Wegsicherungspflicht gesperrt. Er wird aber nach Auskunft des Leiters des
Landschaftsamtes Herrn Michael Schwarz im ersten Halbjahr 2002 wieder geöffnet
werden. [21]
Rüdiger Völkel hat diese Wege in den letzten Jahren systematisch abgeschritten und in der untenstehenden Karte übersichtlich dargestellt. Wer manche noch nicht kennt, für den kann es reizvoll sein, sie im Laufe der Zeit zu entdecken und zu begehen.
Im Jahr 2001 beschloss der Gemeinderat mit großer Mehrheit,
daß sich Stadtteilvereine und Bezirksbeiräte der Erfassung des historischen
Wegenetzes annehmen sollen. [22]
Danach soll der historische Wegebestand erfasst werden, ein umfassendes
städtisches Wegeverzeichnis erstellt und die in ihm verzeichneten Wege
rechtlich abgesichert werden. Bisher vorgenommene Entwidmungen von Wegen sollen
aufgelistet und wo irgend möglich rückgängig gemacht werden und Lücken im
Wegenetz durch die Wiederherstellung alter und die Schaffung neuer Wege
geschlossen werden. Das entwickelte Wegenetz soll in den Stadtentwicklungsplan
und in die Stadtteil-Rahmenpläne aufgenommen werden.
Vorarbeiten dazu bieten die im Jahr 1996 für das
Stadtplanungsamt aufgestellten „Planungsgrundsätze für den Fußgängerverkehr in
Heidelberg“. [23]
Darin werden folgende Punkte für eine Verbesserung der Situation für den
Fußgängerverkehr genannt:
Kinderwegsicherung: Aufbau eines Kinderwegnetzes | |
Sicherung der Mobilität für ältere und behinderte Menschen: Ausreichende Dimensionierung der Gehwege | |
Sichere und komfortable Überquerbarkeit von Hauptverkehrsstraßen: Ausreichende Zahl von Überquerungshilfen, Zebrastreifen, fußgänger-freundliche Signalschaltungen | |
Schaffung von abwechslungsreichen und attraktiven Wegen: Je abwechslungsreicher eine Strecke ist, umso kurzweiliger und angenehmer wird sie empfunden | |
Schaffung von Plätzen und Aufenthaltsflächen zum Verweilen, Ausruhen, sich treffen | |
Aufwertung der Aufenthaltsqualität des Straßenraumes |
Ein erster Schritt zur Schaffung eines Fußwegenetzes wäre
die Realisierung eines Kinderwegnetzes. Ein „Kinderwegnetz ist ein Plan, der
eine Vernetzung von Wegen darstellt, auf denen Kinder selbständig, sicher und
angstfrei zu ihren bevorzugten Plätzen gelangen können.“ [24]
Frau Prof. Dr. Lissy Jäkel von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg [25]
hat zusammen mit Eltern und Lehrerinnen der Tiefburgschule und der Initiative
„Kind und Verkehr“ [26]
bereits erste Vorarbeiten dazu geleistet, u.a. wurde eine Staatsexamensarbeit
zu dem Thema angefertigt. In Kirchheim und Rohrbach sind durch die Initiative
von Eltern ähnliche Projekte bereits erfolgreich abgeschlossen worden.
Im Jahr 1999 beschloss die Stadtverwaltung, zwei Zebrastreifen
in der Dossenheimer Landstrasse aufzuheben. Obwohl sich der Bezirksbeirat
Handschuhsheim am 22.11.1999 einstimmig gegen die Aufhebung des Zebrastreifens
Burgweg aussprach, wurde der Zebrastreifen in Höhe Burgstraße ersatzlos
aufgehoben, der in Höhe Mühlingstrasse durch eine Ampel ersetzt. Dadurch
existiert jetzt auf einer Länge von über einem halben Kilometer zwischen den
beiden Ampeln an der Haltestelle Fritz/Freystraße und der Mühlingstraße für
Fußgänger keine gesicherte Überquerungsmöglichkeit über die B 3 mehr. Dies
hat die Verkehrssicherheit eindeutig verschlechtert, weil die meisten Fußgänger
einen solchen Umweg nicht machen und stattdessen die B 3 ungesichert
überqueren. Dies betrifft u.a. auch Kunden des Handschuhsheimer Kaufhauses
Niebel.
Die Verwaltung begründete
die Aufhebung der Zebrastreifen mit der Verwaltungsvorschrift zu § 26 StVO, in
der es heißt: „Im Zuge von Straßen mit
Straßenbahnen ohne eigenem Bahnkörper sollen Fußgängerüberwege nicht
angelegt werden.“
Dieser Passus der VwV_StVO
ist eine Soll-, keine Muss-Regelung. So schreiben z.B. Beinhauer, M.,
Jerlitschka, B. und Schmitz, A. in einer neueren Untersuchung über mögliche
Sicherheitskonflikte zwischen Straßenbahnen und Fußgängern bei Zebrastreifen
über Straßenbahngleise[27]:
„Dabei ist die Anlage von
Fußgängerüberwegen auf Straßenbahngleisen ohne eigenen Bahnkörper nach der
Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrsordnung durchaus möglich. Zwar sollen
laut VwV Fußgängerüberwege im Zuge von
Straßenbahnen ohne eigenen Bahnkörper nicht angelegt werden, generell
untersagt wird dies aber nicht.“ Die Untersuchung neu angelegter
Fußgängerüberwege über Straßenbahngleise zeigte folgende Ergebnisse: „Alle Begegnungen verliefen sicher und den
Verkehrsregeln entsprechend, d.h. alle Fußgänger ließen die Straßenbahnen
passieren.„ Auch in Handschuhsheim ist an diesen Zebrastreifen nie etwas
passiert.
Die Umwandlung von Zebrastreifen in Ampelanlagen beseitigt den bisher vorhandenen Vorrang der Fußgänger in eine Wartepflicht und führt zu deutlich längeren Wartezeiten für den fließenden Kfz-Verkehr. Während man sich früher in einem guten Miteinander aller Verkehrsteilnehmer als Fussgänger zum Überqueren der Strasse kurz durch Blickkontakt mit den Autofahrern verständigen konnte, müssen seither alle warten: Die Fussgänger, bis sie zum Teil erst nach mehreren Minuten grün bekommen. Und die Autos, die jetzt bei einer roten Ampel viel länger warten müssen (Staus bis zur Berliner Strasse mit entsprechender unnötiger Abgasbelastung für die Anwohner der Dossenheimer Landstrasse).
Nach verschiedenen Untersuchungen sollten auch in beengten Straßenräumen Gehwege nicht schmäler als 2 m sein. [28] In Handschuhsheim sind viele Gehwege, auch die in den letzten Jahren neu angelegten, wesentlich schmaler. Während es im Auto selbstverständlich ist, daß man nebeneinander sitzt, ist es in vielen Straßen nicht möglich zu zweit nebeneinander zu gehen, z.B. auf dem an sich schönen Weg von Handschuhsheim in die Stadt durch die Bergstrasse. Eine besondere Behinderung für Fußgänger stellen auf dem Gehweg abgestellte Fahrzeuge dar. Mütter mit Kinderwagen, behinderte Menschen oder ältere Menschen mit Gehstock kommen oft nicht mehr durch und müssen auf die Straße ausweichen. (siehe Fotobeispiel).
Der Stadtteilverein Handschuhsheim e.V., die IGH-Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V. und die Initiative für Verkehrssicherheit in Handschuhsheim begannen deshalb Ende letzten Jahres die Aktion „Gehwege gehören den Fußgängern“. Dabei wurde nebenstehendes Informationsblatt entworfen, das Fahrzeughaltern, die auf dem Gehweg parken, an die Windschutzscheibe geklemmt werden kann.
Die Grafik „Reduzierung des Gehweg-Parkens“ zeigt am Beispiel des neuen Gehwegs auf der Ostseite der Mühltalstraße die dadurch bewirkten Änderungen im Gehwegparken. Zu Beginn der Aktion standen zwei Drittel der PKW mit zwei Rädern auf dem Gehweg und behinderten die Fußgänger. Dann wurde etwa eine Woche lang allen Falschparkern das Informationsblatt an das Fahrzeug gesteckt und schon nach wenigen Tagen zeigten sich die Änderungen: Die Autofahrerinnen und Autofahrer waren vernünftig und stellten ihre Fahrzeuge auf der Straße ab. Mitte November 2001 wurden von der Stadt die Bordsteine vor mehreren Häusern abgesenkt, was wieder einige Autofahrer zum Parken auf dem Gehweg einlud. Die nochmalige Verteilung der Informationsblätter führte dann dazu, daß seither der Gehweg den Fußgängern gehört und auf diesem Teil der Mühltalstraße ein unbehindertes Gehen möglich ist.
Wer selbst im Bereich seiner Straße oder seiner täglichen Wege zu einer Verbesserung des Fußgängerverkehrs beitragen will, kann das Informationsblatt während der Öffnungszeiten des Stadtteilvereins zwischen 16.30 und 18.30 Uhr am Dienstag und Freitag jeder Woche in der Tiefburg abholen oder hier als Word-2000-Datei oder PDF-Datei (100 kb) herunterladen und sich selbst ausdrucken..
Ein besonderes Problem stellen in Handschuhsheim Straßen ohne Gehweg dar, wo sich Fußgänger, Fahrradfahrer und Autos den Straßenraum teilen müssen. Um die Verkehrssicherheit und die Aufenthaltsqualität in diesen Straßen zu verbessern, wurden bisher die Pfarrgasse und die Friedenstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt, in dem die einzelnen Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind und aufeinander Rücksicht nehmen müssen. [29]
Um zu prüfen, wie sich die Fahrgeschwindigkeiten des Verkehrs dadurch veränderten, wurden vom Gemeindevollzugsdienst
vorher bei Tempo-30, | |
ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereiches und | |
im März 2002, vier Jahre danach |
Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Diese zeigten, daß durch die Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs vor allem die höheren Fahrgeschwindigkeiten und damit die Gefährdung der Fußgänger in den Straßen ohne Gehweg deutlich sanken.
In der Pfarrgasse fuhren zu Zeiten der Tempo 30-Zone 77,5% der Fahrzeuge über 20 km/h und 10% über 30 km/h. Ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereiches sank der Anteil der Fahrzeuge über 20 km/h auf 15,4% (Rückgang auf ein Fünftel), der über 30 km/h auf 1,3% (Rückgang auf ein Achtel !). Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller Fahrzeuge lag während der Tempo-30-Zone bei 24,9 km/h. Sie sank zu Beginn des Verkehrsberuhigten Bereiches auf 17,3 km/h und ging nach 4 Jahren weiter auf 15,6 km/h zurück.
Ein wichtiges Maß für die Verkehrssicherheit ist der mittlere Bremsweg. Er gibt an, wie weit ein Auto z.B. beim plötzlichen Auftauchen eines Kindes hinter einem parkenden PKW noch rollt, bis es zum Stillstand kommt. Der mittlere Bremsweg der Fahrzeuge in der Pfarrgasse ging von 9,20 m bei Tempo 30 durch die Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs um fast die Hälfte auf 5,20 m zurück.
In der Friedenstraße fuhren zu Zeiten der Tempo 30-Zone 61%
der Fahrzeuge schneller als 20 km/h. Ein dreiviertel Jahr nach Einrichtung des
Verkehrsberuhigten Bereiches sank dieser Anteil der Fahrzeuge über 20 km/h auf
25%. Daran änderte sich in den letzten 4 Jahren nichts mehr. Allerdings ging in
den letzten 4 Jahren der Anteil der Fahrzeuge über 30 km/h, der ein dreiviertel
Jahr nach Einrichtung des Verkehrsberuhigten Bereichs noch bei 10,9% gelegen
hatte, weiter auf 2,7 % zurück. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aller
Fahrzeuge lag während der Tempo-30-Zone bei 23,2 km/h. Sie sank zu Beginn des
Verkehrsberuhigten Bereiches auf 19,9 km/h und ging nach 4 Jahren weiter auf
17,8 km/h zurück. Der mittlere Bremsweg der Fahrzeuge in der Friedenstraße sank
von 8,20 m bei Tempo 30 auf heute 6,0 m.
Das untenstehende Informationsblatt, welches in den Strassen und Geschäften verteilt wurde, gibt Auskunft, was sich in einem verkehrsberuhigten Bereich ändert.
Gerne
wohnen in Handschuhsheim?
Gerne hier bummeln und einkaufen?
Gerne im gemütlichen Ortskern zu Gast sein? Keine Frage, spricht doch die Beliebtheit dieses
Stadtteils für sich selbst. Allerdings wird es deshalb auch manchmal
recht eng um die Tiefburg und in den angrenzenden Gassen und Straßen. Damit sich alle aber auch weiterhin in Handschuhsheim
wohlfühlen, als Einwohner, als Kunde oder als Gast - ob zu Fuß, per
Rad oder mit dem Auto - haben wir uns etwas einfallen lassen. An besonders
"engen" Stellen haben wir die Stadtverwaltung veranlasst,
verkehrsberuhigte Bereiche einzurichten, die alle
Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt benutzen können, zwar etwas
langsamer, dafür aber sicherer! Weißblaue Schilder weisen am
Eingangsbereich auf diese verkehrsberuhigten Zonen hin. Was aber hat sich dadurch gegenüber früher geändert? Alle
Verkehrsteilnehmer sind nun gleichberechtigt,
das bedeutet vor allem eine Verbesserung für die Fußgänger. Ihnen räumt
das Gebot zur gegenseitigen Rücksichtsnahme
mehr Rechte ein, ohne den Autofahrer allzusehr einzuschränken.
Denn hier fahren motorisierter Verkehr und Fahrräder im
Schritt-Tempo und passen sich so dem langsamsten und schwächsten
Verkehrspartner an. Dadurch gibt es hier – anders als in der
Tempo-30-Zone – ein Miteinander
und ein verringertes Unfallrisiko. Was ist gleich
geblieben? Der verkehrsberuhigte Bereich ist keine
"Spielstraße und keine Fußgängerzone! Der motorisierte
Verkehr und die Radler dürfen nach wie vor hier durchfahren und
selbstverständlich kann hier auch jeder parken, allerdings auf den dafür
markierten Flächen - schließlich müssen Rettungsfahrzeuge ungehindert
passieren können. Also: Eigentlich ist es jetzt hier viel angenehmer und
besser ‑ und daher heißen wir Sie im verkehrsberuhigten Bereich von
Handschuhsheim als Besucher,
Kunde oder Gast herzlich willkommen! Für
mögliche Fragen oder Anregungen stehen wir als Initiatoren Ihnen gerne
zur Verfügung: Stadtteilverein
Handschuhsheim e.V., Initiative für Verkehrssicherheit in Handschuhsheim,
Interessengemeinschaft Handschuhsheim e.V., Handwerker‑ und
Gewerbeverein Handschuhsheim, Mitweltgruppe der Evangelischen
Kirchengemeinde
|
Da die Erfahrungen positiv waren, einigte man
sich am Runden Tisch zwischen Stadtteilverein, Handwerker- und Gewerbeverein,
Interessengemeinschaft Handschuhsheim, Mitweltgruppe der Evangelischen Gemeinde
und Initiative für Verkehrssicherheit auf eine Ausweitung des
verkehrsberuhigten Bereiches in einem nächsten Schritt im Bereich
Handschuhsheimer Landstraße zwischen Kapellenweg und Mühltalstraße. Dies ist
eine wichtige Nord-Süd-Achse für den Fußgänger- und Fahrradverkehr, im
südlichen Teil liegt ein Kindergarten. Die Straße wird in diesem Bereich
täglich von ca. 700 Kfz und 1200 Fahrrädern befahren. [30]
Im November 2001 stimmte der Bezirksbeirat Handschuhsheim der Ausdehnung des
verkehrsberuhigten Bereichs bei 9 Ja- und 0 Nein-Stimmen und 6 Enthaltungen zu.
Ein Nebeneffekt eines verkehrsberuhigten Bereichs ist, daß die Stellplätze für PKW geordnet werden. Dies ist gerade in den engen Straßen des Ortskerns dringend notwendig, da Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr wiederholt große Schwierigkeiten hatten, hier durchzukommen. Im Brandfall kann die Rettung von Menschenleben von Minuten abhängen ! [31] Es sind aber nicht nur die großen Rettungsfahrzeuge der Feuerwehr, die oft nicht durchkommen. Auch kleinere LKW des täglichen Lieferverkehrs für den Einzelhandel hängen oft fest, wie als Beispiel nebenstehendes Bild zeigt.
In einem verkehrsberuhigten Bereich darf nur noch dort
geparkt werden, wo Stellplätze markiert sind. Das Kriterium für die
Abmarkierung von Stellplätzen stellt dabei die Befahrbarkeit der Straße für
Rettungsfahrzeuge dar.
Privatautos werden heute im Durchschnitt in Heidelberg nur
zu 3 % der Zeit im Jahr gefahren, 97 % der Zeit stehen sie irgendwo
herum und kosten Geld und brauchen Platz. Eine interessante Alternative für die
Umwelt und den eigenen Geldbeutel ist das in den letzten Jahren entstandene
Car-Sharing oder „Auto Teilen“. Car-Sharing ermöglicht den Teilnehmern die
Nutzung von Fahrzeugen einer Firma nach vorheriger Buchung. Es bietet die
Möglichkeit, bei Bedarf jederzeit auf ein Fahrzeug zurückgreifen zu können,
ohne ein eigenes Auto besitzen zu müssen, für jede Situation genau das passende
Auto buchen zu können und auch nur dann für ein Auto bezahlen zu müssen, wenn
man es tatsächlich benutzt hat. Damit lassen sich der größte Teil der Fixkosten
(Anschaffung des PKW, Kfz-Steuern, Versicherung etc.) einsparen, die Nutzung kostet
nur einen Teil der normalen Kosten (im wesentlichen Treibstoff). Und
gleichzeitig parken weniger Autos auf der Straße. In Handschuhsheim stehen die
Car-Sharing-PKW bisher in der Bäumengasse, der Pfarrgasse und der
Tischbeinstraße. Anmelden kann man sich bei Ökostadt Rhein-Neckar e.V. in der
Kurfürstenanlage 62 [32]
oder bei der HSB.
Ein gefährliches Eck
für Fußgänger ist an der Einmündung des Klausenpfades in die Dossenheimer
Landstraße. Auf diesem viel begangenen Gehweg zwischen Ortszentrum und
OEG-Bahnhof kann es leicht zu einem Konflikt mit den einbiegenden Fahrzeugen
kommen. Im November 2001 beschloß der Bezirksbeirat Handschuhsheim
deshalb einstimmig die Aufforderung an die Stadtverwaltung, den Gehweg an
dieser Stelle als Zebrastreifen über den Klausenpfad zu führen. Es ist zu
hoffen, daß dies bald realisiert wird. Mit den ab 1.1.2002 geltenden neuen
Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen (R-FGÜ 2001)
sind Zebrastreifen heute leichter einzurichten als früher. [33]
Seit 8. November
1999 gibt es in Handschuhsheim einen Hangbus. Mit dem neuen Angebot der HSB,
das gemeinsam mit der Initiative Handschuhsheimer Hanganwohner, dem
Stadtteilverein sowie dem Handwerker- und Gewerbeverein konzipiert wurde,
werden die Handschuhsheimer Hanggebiete optimal erschlossen.
Der kombinierte Verkehr besteht aus einem vertakteten
Busangebot der Linie 38 in der Hauptverkehrszeit und dem Ruftaxi in der
Nebenverkehrszeit. Der extra für den Hangservice angeschaffte Kleinbus des
Handschuhsheimer Reisebusunternehmens Discipulus verkehrt im 20 Minuten-Takt ab
OEG-Bahnhof montags bis freitags zwischen 7 und 9 Uhr, zwischen 12 und 14.30
Uhr, zwischen 16 Uhr und 18 Uhr und samstags zwischen 10 und 12.30 Uhr. Das
Ruftaxi fährt montags bis freitags zwischen 9.20 und 11.20 Uhr sowie zwischen
14.50 und 15.50 Uhr im 30 Minuten-Takt und zwischen 18.50 Uhr und 20.50 Uhr im
Stundentakt. Wer das Ruftaxi am Samstag benötigt, kann es zwischen 6.50 Uhr und
9.50 Uhr (30-Minuten-Takt) sowie zwischen 12.50 Uhr und 20.50 Uhr (Stundentakt)
anfordern. Am Sonntag ist das Ruftaxi zwischen 8.50 Uhr und 20.50 Uhr im
Stundentakt unterwegs. Der Fahrgast kann das Ruf-Taxi 30 Minuten vor Antritt
seiner Fahrt unter der Telefonnummer 30 20 30 bei der Taxizentrale
bestellen.
Das Angebot des Hangbusses ist erfolgreich. Die
Fahrgastzahlen erhöhten sich in den letzten 2 Jahren von 230 auf heute 420
Fahrgäste pro Tag. Es ist eine bequeme Möglichkeit, ohne Auto vom Hang ins Dorf
und zur Straßenbahn zu kommen und seine Erledigungen zu Fuß zu machen.
Während zu Fuß gehen vor 100 Jahren noch eine oft harte
Selbstverständlichkeit war, weil es meist keine Alternativen gab, erlebt das
Gehen heute nach dem Autoboom der 60er und 70er Jahre wieder eine Renaissance.
Im Zeitalter der sitzenden Lebensweise ist es modern geworden und macht es
Spaß, sich zu bewegen und dabei nebenbei etwas für die Gesundheit zu tun.
Fußgänger müssen sich keinen Parkplatz suchen, sind dadurch bei kurzen Wegen
oft schneller, gefährden keine anderen Menschen, benötigen keine fremde
Energie, erzeugen keinen Lärm und keine Abgase, sind anspruchslos im
Flächenbedarf und leisten damit sich, den anderen Verkehrsteilnehmern und der
Umwelt einen guten Dienst. Handschuhsheim wird durch Fußgänger ein klein wenig
schöner und als Fußgänger kann man die Schönheiten Handschuhsheims noch besser
genießen.
Quellen:
[1] Morris, J.N., Heady, J.A., Raffle,
P.A.B., Roberts, C.G. & Parks, J.W. ‘Coronary heart disease and physical
activity of work’, Lancet 2, 1953, 1111-1120
[2] DHHS, Physical activity and health:
a report of the Surgeon General Department of Health and Human Services,
Centers for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease
Prevention and Health Promotion, Atlanta, GA, 1996
[3] Lee., I.M. et al., "Physical Activity, physical fitness and longevity", Aging Clinical Experimental Research, Vol. 9, Nr. 1-2, 1997, p. 2-11 Zusammenfassung von 42 meist großen epidemiologischen Langzeituntersuchungen zum Thema „Einfluß der Bewegung auf die Gesundheit“
[4] Blair et al., Physical fitness and
all-cause mortality, JAMA Journal of the American Medical Association, 1989,
262:2395-2401
[5] Institute of European Food Studies,
A pan-EU survey on consumer attitudes to physical activity,body-weight and
health Institute of European Food Studies, Dublin, 1998
[6] Cavill, Nick: Walking & health:
making the links, World Transport Policy & Practice, Volume 7, Number 4,
2001 33-38
[7] Garbrecht, Dietrich, Gehen, Beltz-Verlag Weinheim und Basel, 1981
[8] Hüttenmoser, Marco, Veränderungen in den Bedingungen des Aufwachsens, in: Chr. Pfister, das 1950er Syndrom - Der Weg in die Konsumgesellschaft - Bern, 1994
[9] Wermuth, Verkehrsentwicklungsplan Heidelberg, Verkehrserhebung November 1988, IVV Verkehrsforschung und Infrastrukturplanung GmbH, Braunschweig, 1989
[10] PTV Planung Transport Verkehr AG, Haushaltsbefragung 1999 zum Verkehrsverhalten in der Region Heidelberg, Juli 1999, Heidelberg, Dezember 2000
[11] Forschungsgruppe Wahlen, Mobilität in Heidelberg, Repräsentative Bevölkerungsumfrage, Februar 2001, Mannheim, 2001
[12] Schweikart, Jürgen, Struktur und Inanspruchnahme des Einzelhandels in Stadtrandlagen, dargestellt am Heidelberger Stadtteil Handschuhsheim, in: W. Fricke und U. Sailer-Fliege (Hrsg.), Untersuchungen zum Einzelhandel in Heidelberg, Heidelberger geographische Arbeiten, 1995, 83-93
[13] Universitäts- und Addreß-Calender von Heidelberg auf das Jahr 1816, S. 166
[14] Heinrich Bechtel „Als die Hendsemer Marktfrauen noch per pedes ‚uff Mannem’ zogen“, 2. Festschrift zur Hendsemer Kerwe, 1982, S. 66
[15] Emil Reimold, Dorfleben in Handschuhsheim und Neuenheim. Heidelberg, 1936
[16] Friedrich Wernz, persönliche Mitteilungen, Februar 2002; siehe auch Friedrich Wernz: Handschuhsheim vor 100 Jahren, Festschrift Kirchenchor 1988, S. 29 ff.
[17] Sophie Berlinghof, persönliche Mitteilungen, Februar 2002
[18] Koch, Karl-Hermann, Modelle zur ökologischen Gestaltung der Schule: ausgewählte Ergebnisse der Dortmunder Schulhof-Studie ; Beiträge zur Schulbauforschung, Dortmund : IADS, 1998. - 59 S.
[19] Ludwig Merz, Alte Bergwege führen durch die Geschichte, Festschrift zur Hendsemer Kerwe 1983, S. 68-69
[20] Ludwig Merz, Alte Fußwege - Steigen und Hohlen im Stadtwald, Ruperto Carola, XII. Jahrgang, Band 28, Dezember 1960, S. 307 ff.
[21] Herr Michael Schwarz, Leiter des Landschaftsamtes der Stadt Heidelberg, persönliche Mitteilung 15.2.2002
[22] Bauausschuss 13.2.2001, Gemeinderat 8.3.2001, Beschlussvorlage Drucksache: 84/2001
[23] BSV-Büro für Stadt- und Verkehrsplanung Dr. Baier GmbH, Planungsgrundsätze für den Fußgängerverkehr in Heidelberg, Aachen 1996.
[24] „Kinderwegnetz: ein Mobilitätsprojekt mit Schülerinnen und Schülern der Klasse 2 der Tiefburgschule Handschuhsheim im Rahmen des Heimat- und Sachunterrichts“, Staatsexamensarbeit von Ruth Klamm, Pädagogische Hochschule Heidelberg, Oktober 2001
[25] Frau Prof. Dr. Lissy Jäkel: email-Adresse: jaekel@ph-heidelberg.de
[26] Initiative „Kind und Verkehr“: email-Adresse: KindundVerkehr@web.de
[27] Beinhauer, M., Jerlitschka, B. und Schmitz, A., Bessere Erreichbarkeit von Haltestellen im Straßenraum, Der Nahverkehr, 7-8, 1998
[28] u.a. Bundesanstalt für Straßenwesen, Flächenansprüche von Fußgängern, Bergisch Gladbach, 1999, Berichte der Bundesanstalt für Straßenwesen, Unterreihe "Verkehrstechnik", Heft V71, Nov. 1999
[29] Dieter Teufel, Verkehrssicherheit in Handschuhsheim, Jahrbuch 1999, Stadtteilverein Handschuhsheim e.V., S. 79 ff
[30] Stadtplanungsamt Heidelberg, Verkehrszählung 1998: Fahrzeuge gezählt von 6-22 Uhr
[31] „Falsches Parken kann Menschenleben kosten - immer wieder blockieren Autos den Rettungsverkehr“, Rhein-Neckar-Zeitung, 23.1.1996; „Wenn’s brennt wird’s eng, Gedankenlosigkeit kann Leben kosten“, RNZ, 5./6.8.1995; „Feuerwehr kam nicht durch“ Leserbrief von Brigitte Schreil zum Artikel „Dachstuhlbrand in Handschuhsheim“, RNZ 8.12.1995
[33] Bundesverkehrsministerium, Richtlinien für die Anlage und Ausstattung von Fußgängerüberwegen, R-FGÜ 2001