|   UPI-Bericht 77 Analyse der Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 - 2012
  
    | Im Folgenden eine Auswahl 
    von Ergebnissen des Berichts: Im 
    Zeitraum 2008-2012 registrierte die Polizei in Heidelberg 1 463 
    Fahrradunfälle mit 4 Getöteten, 162 Schwerverletzten und 1 144 
    Leichtverletzten.  Die Grafik „Alle 
    Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 – 2012" zeigt die Lage der 1 463 
    Fahrradunfälle. In der Grafik ist deutlich der Verlauf großer Hauptstraßen 
    zu erkennen. |  
 
  
    | Die 
    Grafik „Straßenverkehrsunfälle Heidelberg, Index 1973-2012" zeigt die 
    zeitliche Entwicklung verschiedener Unfallgrößen in Heidelberg in den 
    letzten 40 Jahren. Die roten Linien stellen die Entwicklung aller 
    Straßenverkehrsunfälle dar (Leichtverletzte, Schwerverletzte und 
    Verunglückte insgesamt bei allen Verkehrsunfällen), die blauen Linien die 
    entsprechende Entwicklung der Fahrradunfälle. Die geraden roten und blauen 
    Linien stellen einen errechneten Trend über vier Jahrzehnte dar. Während die 
    Gesamtzahlen der Unfälle zurückgehen, nimmt die Zahl der Fahrradunfälle im 
    Trend zu. Aus 
    diesem Sachverhalt wird mitunter der Schluss gezogen, dass das Unfallrisiko 
    für Fahrradfahrer in Heidelberg zunehmen würde. (z.B. Artikel der RNZ 
    „Radfahren wird gefährlicher – Polizei registriert immer mehr Unfälle mit 
    Verletzten" vom 3./4.11.2012). |  
 
  
    | 
    Unfallrisiko 
    Bezieht man jedoch die absolute Zahl der Fahrradunfälle auf die Zahl der 
    Fahrradfahrten, ergibt sich das in der Grafik „Fahrradunfälle Heidelberg, 
    Unfallrisiko" dargestellte Unfallrisiko pro 1 Million Fahrradfahrten. Das 
    Radfahren ist also nicht gefährlicher geworden, sondern im Gegenteil, das 
    individuelle Unfallrisiko für  Fahrradfahrer hat sich seit Ende 
    der 70er Jahre in Heidelberg etwa halbiert, das Risiko als Fahrradfahrer 
    getötet zu werden, sogar um 95% reduziert.  |  
 
  
    | 
    Tabelle 1 zeigt das aus den Unfällen der letzten 5 
    Jahre in Heidelberg berechnete Unfallrisiko für den einzelnen Fahrradfahrer, 
    bezogen auf die von Fahrradfahrern gefahrenen Kilometer. In Heidelberg 
    passiert im Durchschnitt alle 370 000 gefahrene Kilometer ein polizeilich 
    registrierter Fahrradunfall. Um sich die Größenordnung dieser Zahl besser 
    vorstellen zu können: Dies entspricht einer Fahrstrecke 9-mal um die Erde.
 |  
  
    | 1 Fahrradunfall pro | 370 000 | Fahr-km = | 9 | x um die Erde |  
    | 1 Leichtverletzter pro | 480 000 | Fahr-km = | 12 | x um die Erde |  
    | 1 Schwerverletzter pro | 3 370 000 | Fahr-km = | 85 | x um die Erde |  
    | 1 Getöteter pro | 136 440 000 | Fahr-km = | 3 400 | x um die Erde |  Tabelle 1: 
Durchschnittliches Unfallrisiko für Fahrradfahrer in Heidelberg pro Fahrleistung 
  
    | Die 
    Grafiken „Unfallrisiko beim Fahrradfahren" zeigen die Höhe des Unfallrisikos 
    in Heidelberg verglichen mit dem Bundesdurchschnitt auf Innerortsstraßen 
    (IOS). Insgesamt liegt heute das Risiko, beim Fahrradfahren in Heidelberg
    
 |  
  |  | leicht verletzt zu werden um 14 %, |  |  | schwer verletzt zu werden um 37 % |  |  | und getötet zu werden um 58 % niedriger |  als im Bundesdurchschnitt.  
  
    | 
    Dies zeigt, dass die Bemühungen der letzten Jahrzehnte um eine Verbesserung 
    der Fahrradbedingungen in Heidelberg (u.a. deutliche Senkung der 
    Fahrgeschwindigkeiten durch Tempo 30, auch auf Abschnitten von Bundes- und 
    Landesstraßen und durch flächenhafte verkehrsberuhigte Bereiche) erfolgreich waren. Sie führten nicht 
    nur zu einer Zunahme des Fahrradverkehrs (und in der Folge entsprechend auch 
    zu einer Abnahme des Autoverkehrs), sondern auch zu einer Verringerung des 
    Unfallrisikos beim Fahrradfahren. |  
 
  
    | 
    Dennoch darf in den Bemühungen um eine Verbesserung der Verkehrssicherheit 
    nicht nachgelassen werden. Zu diesem Zweck wurden die Unfalldaten  näher untersucht, um Anhaltspunkte für Verbesserungsmöglichkeiten 
    zu ermitteln. Die 
    Grafik „Fahrradunfälle in Heidelberg 2008-2012, Haupt-Unfallursachen der 
    Unfallverursacher" zeigt die Häufigkeit der verschiedenen Unfallursachen bei 
    den 1 463 ausgewerteten Fahrradunfällen. An der Spitze stehen die 
    Unfallursachen „Fehler beim Abbiegen", „Nichtbeachten der 
    Vorfahrtsbeschilderung" und „Fehler beim Einfahren in den fließenden 
    Verkehr". |  
 
 
  
    | In der polizeilichen Unfallstatistik zeigt sich 
    bei Unfällen zwischen Fahrrädern und Kraftfahrzeugen eine Korrelation 
    zwischen der Schuldzuweisung an den Radfahrer und der Schwere der 
    Verletzungen des Radfahrers. Bei leicht verletzten Radfahrern ist in 26% der 
    Unfälle der Fahrradfahrer, in 74% der Fahrer des Kraftfahrzeugs schuld. Bei 
    schwer verletzten Radfahrern dagegen liegt die amtlich festgestellte Schuld 
    der Radfahrer mit 49% fast doppelt so hoch und nur zu 51% bei Kraftfahrern. 
    Auch auf Bundesebene (D) zeigt sich dieses Phänomen in der Unfallstatistik, 
    allerdings ist die Diskrepanz in Heidelberg deutlich größer als auf 
    Bundesebene. |  
 
  
    | Abbildung: Schuldverteilung in Abhängigkeit von der 
Verletzungsschwere der Radfahrer; Fahrradunfälle 2008 – 2012 in Heidelberg und 2011 in Deutschland (innerorts)
 Ein Teil der Unfallursachen (z.B. Abstand 
    zwischen KFZ und Fahrrad, Fahren bei Rotlicht, Ablenkung u.a.) lässt sich 
    nach dem Unfall in der Regel nicht mehr genau rekonstruieren, wenn keine 
    Zeugenaussagen vorliegen. Es könnte sein, dass mit zunehmender Schwere der 
    Verletzung des Radfahrers die Aussagen des in der Regel nicht verletzten 
    Kraftfahrers dominieren und die registrierte Unfallursache mitbestimmen. Ein 
    schwer verletzter Fahrradfahrer kann sich – im Gegensatz zum beteiligten 
    Kraftfahrer - oft nicht mehr genau zum Unfallablauf äußern. Zu diesem 
    Problemkreis gehört die Unfallursache Ablenkung bei Kraftfahrern. Das 
    Benutzen eines Telefons während der Fahrt ist verboten und kostet 40 Euro 
    (ab 1.5.2014 60,- Euro) und einen Punkt in Flensburg. Schaut ein Kraftfahrer 
    bei einer Fahrgeschwindigkeit von 50 Kilometern pro Stunde nur zwei Sekunden 
    auf ein Display, fährt er in dieser Zeit knapp 30 Meter weit, ohne die 
    Straße im Blick zu haben.
 Ablenkung durch Handy-Nutzung Im Jahr 2011 stellte eine Studie des 
    Allianz-Zentrums für Technik fest, dass 40 Prozent der Handybesitzer eine 
    Nutzung des Handys beim Fahren nicht ganz ausschließen. 30 Prozent 
    bestätigten das Lesen, 20 Prozent das noch gefährlichere Schreiben von 
    SMS-Nachrichten bei der Fahrt. Bei den 18- bis 24-jährigen Kraftfahrern 
    lagen die Zahlen noch höher. In den letzten Jahren dürften entsprechend der 
    Zunahme von Smartphones und iPhones die Zahlen weiter angestiegen sein.
    Bei PKW-Fahrern, die in den letzten 3 Jahren in 
    einen Verkehrsunfall verwickelt waren, ist die Zahl der Fahrer, die z.B. 
    während der Fahrt andere mit dem Handy anrufen, um 65% höher als in der 
    Gruppe der in diesem Zeitraum unfallfreien PKW-Fahrer. Die Problematik wird auch in den kommenden 
    Jahren weiter zunehmen. Wenn in Zukunft die meisten Autos über Internet und 
    Fernsehen verfügen, wächst nach Ansicht des Allianz-Zentrums für Technik die 
    Gefahr der Ablenkung weiter.
     Telefonieren während der Fahrt, gleich mit welchen 
    Mitteln, führt zu folgenden Effekten:  
      |  | Verlängerung der Reaktionszeiten um im Schnitt eine halbe Sekunde |  |  | Schmälerung des nutzbaren Sehfeldes um etwa 14 Prozent |  |  | Blickfixierung auf die Fahrbahnmitte, Vernachlässigung peripherer 
      Objekte und Ereignisse |  |  | weniger Orientierungs- und Sicherungsblicke, weniger Spiegelnutzung |  |  | geringere Geschwindigkeitskontrolle (Blicke) |  |  | kürzere Lücken beim Linksabbiegen |  |  | mangelhafte Geschwindigkeitsreduktion vor Kurven und Ampeln |  |  | Übersehen von Rotlicht und Verkehrszeichen |  |  | zu geringe Sicherheitsabstände |  Das Allianz-Zentrum für Technik formuliert es 
    zusammenfassend so: „Buchstäblich fährt für die Dauer des Gesprächs eine 
    Parallelwelt mit." Die Polizei überprüft bisher im Falle eines 
    Unfalls nicht automatisch über den Provider, ob der Kraftfahrer im Zeitpunkt 
    des Unfalls ein Handy oder Smartphone benutzte. Diese Überprüfung wird nur 
    im Falle eines konkreten Verdachts durchgeführt. Es könnte sein, dass im 
    Falle von nur leicht verletzten Radfahrern diese eher einen Hinweis auf eine 
    Handynutzung des Unfallgegners geben können als schwer verletzte Radfahrer.
       Dunkelziffer bei 
    Fahrradunfällen Ein besonderes Problem stellt die Dunkelziffer 
    der nicht polizeilich registrierten Unfälle dar.  Dies wurde an einem Beispiel genauer untersucht. 
    Auf der Ernst-Walz-Brücke war der Radweg in den letzten Jahren an mehreren 
    Stellen vom Gehweg durch eine Kante von 1-3 cm Höhe getrennt. Diese Kante 
    führte zu zahlreichen Stürzen von Fahrradfahrern. Trotz mehrerer Hinweise 
    wurde die Gefahrenstelle nicht entschärft, da in der polizeilichen Statistik 
    die Stelle nicht als Unfallschwerpunkt auftauchte. Erst durch Recherchen von 
    Heinz Hartmann und Marbod Jaeger, die selbst Unfallopfer waren, mit Aufrufen 
    über die Presse stellte sich heraus, dass  bei den durch eine Kante 
    verursachten Alleinunfällen eine sehr hohe Dunkelziffer vorlag.  Die Beseitigung der Sturzkante im Jahr 2012 
    kostete weniger als 3% der volkswirtschaftlichen Kosten, die seit 2003 durch 
    Unfallverletzungen an dieser Stelle verursacht wurden. Der 
    Nutzen-Kosten-Quotient dieser lange hinausgezögerten Maßnahme beträgt mehr 
    als 30. |  
 
  
    | Geschwindigkeit und Unfallrisiko Die 
    Grafik „Geschwindigkeit, Anhalteweg und Aufprallenergie" zeigt den 
    Anhalteweg eines KFZ (berechnet für gute Bremsen und Straßenbedingungen) und 
    die bei einem Zusammenstoß freiwerdende Aufprallenergie in Abhängigkeit von 
    der Geschwindigkeit. Die Aufprallenergie ist dabei in die Fallhöhe 
    umgerechnet, bei der beim Aufprall nach einem freien Fall dieselbe 
    Zerstörungsenergie freigesetzt wird. Ein Beispiel: Bei Tempo 50 beträgt für 
    ein KFZ der Anhalteweg 24 Meter, die beim Zusammenstoß freiwerdende 
    Aufprallenergie entspricht einem Fall aus 9,80 Meter Höhe. 
     Die Fahrgeschwindigkeit beeinflusst auf zwei 
    Arten das Unfallrisiko: Der Anhalteweg beeinflusst sowohl die 
    Wahrscheinlichkeit eines Zusammenstoßes als auch die Restgeschwindigkeit 
    beim Zusammenstoß. Von der Aufprallenergie hängt die Schwere der 
    Verletzungen ab.  Die Reduktion der Fahrgeschwindigkeiten, deren 
    Umsetzung in Heidelberg schon in den 80er Jahren begonnen wurde, ist deshalb 
    eine sehr effektive Maßnahme, um die Straßen für alle Verkehrsteilnehmer 
    sicherer zu machen. |  
 
  
    | Radhelmpflicht ? In den letzten Jahren wurde 
    der Nutzen eines Fahrradhelms kontrovers diskutiert. Die vorliegenden 
    Untersuchungen sind widersprüchlich. 
    
     Eine neue umfangreiche Vorher/Nachher-Analyse in Neuseeland ergab, dass 
    sich die Fahrradnutzung in Neuseeland durch Einführung der Radhelmpflicht um 
    51% reduzierte und die Unfallrate des Radverkehrs um 20% erhöhte. (Clarke, Colin F, Evaluation of 
    New Zealand’s bicycle helmet law, 
    The New Zealand Medical 
    Journal, 10 February 2012, Vol 125 No 134) Die 
    Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in den letzten Jahren das verfügbare 
    Wissen über den Zusammenhang von Krankheiten, Lebenserwartung und Bewegung 
    zusammengestellt und zur Berechnung der gesundheitlichen Wirkungen von 
    Fahrrad fahren und zu Fuß gehen verfügbar gemacht. Das UPI hat mit diesen 
    Daten eine Sensitivitätsanalyse über die möglichen Einflüsse einer 
    Radhelmpflicht auf die Gesundheit und Lebenserwartung von Radfahrern 
    durchgeführt. Die Grafik „Einfluss einer Radhelmpflicht auf Todesfälle" 
    zeigt Ergebnisse:  In 15 Szenarien wurde dabei optimistisch 
    angenommen, dass durch eine Radhelmpflicht die Zahl der Unfalltoten um 5%, 
    10% oder 20% verringert werden könnte. Zusätzlich wurde ebenfalls 
    optimistisch angenommen, dass durch eine Radhelmpflicht der Radverkehr um 
    1%, 2%, 5%, 10% oder 20% abnehmen würde. Die daraus resultierenden 
    zusätzlichen Todesfälle durch Bewegungsmangel wurden nach WHO berechnet.  In keinem berechneten Szenario hat eine 
    Radhelmpflicht einen positiven Gesamteffekt. Selbst in dem Extremszenario 
    (Annahmen: die Radbenutzung geht lediglich um 1% zurück und die 
    Radhelmpflicht verhindert 20% der Unfalltoten; linke Spalte: roter und 
    dunkelgrüner Balken) werden durch Bewegungsmangel dreimal mehr Todesfälle 
    verursacht als durch eine Radhelmpflicht verhindert. In jedem anderen 
    Szenario (stärkerer Rückgang des Radverkehrs als 1% und/oder schwächerer 
    Effekt als 20% Rückgang der Unfalltoten) ist die Gesamtbilanz noch 
    negativer: Die Zahl der Gesamttodesfälle würde durch eine Radhelmpflicht 
    deutlich ansteigen.  |  
 
  
    | Ähnliche Betrachtungen 
    lassen sich über die möglichen Wirkungen nicht zielführender 
    Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Radhelm anstellen. Die Polizei versucht in 
    den letzten Jahren häufig, die Berichterstattung über Fahrradunfälle mit der 
    Werbung für einen Fahrradhelm zu verbinden. Pressemeldungen der Polizei über 
    Fahrradunfälle erwecken dadurch jedoch eventuell den Eindruck einer 
    Schuldzuweisung an den Fahrradfahrer ("Der verunglückte Radfahrer trug keinen 
    Helm"). Es ist möglich, dass dadurch bei manchen Menschen Ängste entstehen 
    können, sich ohne Radhelm im Straßenverkehr mit dem Fahrrad zu bewegen.
    Da ein Radhelm mit 
    Nachteilen verbunden sein kann (z.B. Aufbewahrung, Kosten, Komfort, 
    Aussehen, 
    Witterungsschutz bei Regen oder 
    Kälte), könnte 
    eine solche Öffentlichkeitsarbeit zu einer Verringerung von Fahrradfahrten 
    und dadurch in der Gesamtbilanz zu einer Zunahme gesundheitlicher Schäden 
    führen. 
    Sicherheitsparadoxon 
     Bei der Analyse der 
    Fahrradunfälle in Heidelberg zeigte sich ein Paradoxon, das auch aus anderen 
    Bereichen der Sicherheitsforschung bekannt ist: Dort, wo die Mehrheit der 
    Verkehrsteilnehmer ein Unfallrisiko vermutet, passiert meist nichts. Und 
    dort, wo die meisten Menschen keine Probleme sehen, liegen oft 
    Unfallschwerpunkte. 
     Beispiele sind z.B. der Radweg vor dem 
    Nordausgang des Hauptbahnhofs oder die Hauptstraße, wo aufgrund des hohen 
    Verkehrsaufkommens von Fußgängern Unfälle mit Radfahrern vermutet werden, 
    diese jedoch nicht auftreten. Das umgekehrte Beispiel sind Straßen wie die 
    Eppelheimer Straße mit gut ausgebauten beidseitigen Radwegen, in der es in 
    den letzten 5 Jahren insgesamt 66 Fahrradunfälle gab, vor allem durch 
    Abbiege- und Einbiegeunfälle.  Hintergrund dieses Paradoxons ist, dass dort, 
    wo es viele Verkehrsteilnehmer für gefährlich halten, die Aufmerksamkeit und 
    Vorsicht größer ist, gerade weil die Verkehrsteilnehmer die Situation für 
    gefährlich halten. Unfallrisiken dagegen entstehen oft dort, wo niemand 
    damit rechnet und deshalb die Aufmerksamkeit geringer ist. 
Schlussfolgerungen Als 
    Schlussfolgerungen der Analyse der Fahrradunfälle der letzten 5 Jahre 
    ergeben sich folgende Vorschläge zur Verbesserung der Sicherheit im 
    Fahrradverkehr in Heidelberg: 
      Bei der polizeilichen Unfallerhebung sollten die Möglichkeiten 
      externer Unfallursachen stärker in Betracht gezogen und das Ergebnis ggfls. 
      in der Unfallstatistik codiert werden (z.B. ist die häufige Angabe der 
      Ursache „nicht angepasste Geschwindigkeit" bei Radfahrern zu 
      hinterfragen).Als Teil der Unfallaufnahme sollte von der Polizei routinemäßig die 
      Nutzung der Handys/Smartphones der Unfallbeteiligten zum Zeitpunkt des 
      Unfalls überprüft werden. Im Verkehrssicherheitslagebild der Polizei sollten im Kapitel 
      Radfahrerunfälle neben den „Unfallursachen der Radfahrer" regelmäßig auch 
      die „Ursachen der Radunfälle" dargestellt werden.Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit sollten vor allem an 
      den Hauptunfallursachen (z.B. „Fehler von Kraftfahrzeugen beim Abbiegen", 
      „Einfahren in den fließenden Verkehr", „Nichtbeachten der 
      Vorfahrtsbeschilderung", „Sicherheitsabstand" und „Fehler beim 
      Aus-/Einsteigen Be-/Entladen") ansetzen. Dazu gehören z.B. Beseitigen von Sichthindernissen an Knotenpunkten und Ein- und 
      Ausfahrten. Das begonnene Programm zur Schaffung von Gehwegnasen ist 
      sinnvoll und verbessert die Sichtbeziehungen an Kreuzungen für alle 
      Verkehrsteilnehmer.Kontrolle des ruhenden Verkehrs an Kreuzungen zur Verbesserung der 
      Sichtbeziehungen (§ 12 Abs. 3 Nr. 1 StVO)Verstärkte Kontrollen der Falschparker in kritischen Bereichen (z.B. 
      im absoluten Halteverbot in der Plöck)Vermeidung von Abbiegeführungen mit großen Abbiegeradien, die hohe 
      Geschwindigkeiten beim Abbiegen provozierenSchließung der in Heidelberg häufig vorhandenen Netzlücken, vor allem 
      an KnotenpunktenGut sichtbare Führung des RadverkehrsFahrradstraßen, Geschwindigkeitsreduzierungen und Markierungsmaßnahmen 
      wie Radfahr- und Schutzstreifen sowie Aufstellflächen an Knoten führen zu 
      einer sicheren Verkehrsabwicklung und sind für die Förderung des 
      Radverkehrs sinnvoll. Sie können preiswert und schnell realisiert werden.In einzelnen Bereichen sind Investitionen in neue 
      Radverkehrsinfrastruktur notwendig. (z.B. Radachse West, Neckartalradweg)Bei der Neuanlage von Straßen müssen kritische Spurbreiten vermieden 
      werden.Wegen hoher Dunkelziffern bei Fahrradunfällen, insbesondere 
      Alleinunfällen, sollten Hinweise aus der Bevölkerung ernster genommen 
      werden.Beseitigung von Sturzkanten z.B. zwischen Rad- und Fußwegen, an 
      Auffahrten von RadwegenDie Reduzierung der Fahrgeschwindigkeiten ist das effektivste Mittel 
      zur Verringerung des Unfallrisikos und der Unfallschwere. Auf kritischen 
      Hauptstraßenabschnitten sollte wie auf der B3/Brückenstraße eine 
      Begrenzung auf 30 km/h realisiert werden (Sofienstraße zwischen Plöck und 
      Neckarstaden, B37 zwischen Stadthalle und Neckarmünzplatz, Rohrbacher 
      Straße im Bereich Weststadt, Ausdehnung Tempo 30 von Brückenstraße bis 
      Haltestelle Kussmaulstraße (oder im Bereich der Haltestelle 
      Kussmaulstraße), Brückenkopfstraße zwischen Neuenheimer Landstraße und 
      Brückenstraße). Ausdehnung und Schaffung zusätzlicher Verkehrsberuhigter 
      Bereiche z.B. im Zentrum der Stadtteile.Bei allen Maßnahmen zur Verbesserung der objektiven Sicherheit ist 
      auch der für die Förderung des Radverkehrs wichtige Aspekt der subjektiven 
      Sicherheit der Verkehrsteilnehmer mit zu beachten. |    
  
    | Inhalt | 
    UPI-Bericht 77 | Seite |  
    | 0 | Abkürzungen | 2 |  
    | 1 | Einleitung | 2 |  
    | 2 | Straßenverkehrsunfälle und Unfallrisiko | 4 |  
    | 3 | Ursachen von Fahrradunfällen in Heidelberg | 8 |  
    |   3.1 | Unfallverursacher | 8 |  
    |   3.2 | Unfallursachen in der Übersicht | 10 |  
    |    3.2.1 | Unfallursachen im Verkehrssicherheitslagebild der Polizei | 14 |  
    | 4 | Einzelne Unfallursachen | 18 |  
    |   4.1 | Ab- bzw. Einbiegeunfälle und Vorfahrtsverletzungen | 18 |  
    |   4.2 | Unfälle mit ruhendem Verkehr | 23 |  
    |   4.3 | Unfallursache „Nicht angepasste Geschwindigkeit“ | 25 |  
    |   4.4 | Alleinunfälle | 26 |  
    | 4.5 | Unfallursache mangelnde Beleuchtung | 30 |  
    |   4.6 | Rotlichtverstoß | 
    31 |  
    |   4.7 | Beide Unfallgegner haben grün | 32 |  
    | 5 | Unfälle mit verschiedenen Unfallgegnern | 33 |  
    | 5.1 | Unfälle mit Fußgängern | 
    34 |  
    | 5.2 | Unfälle mit LKW und Bussen | 
    34 |  
    | 5.3 | Unfälle mit Straßenbahnen | 
    36 |  
    | 6 | Unfälle im Tagesverlauf | 37 |  
    | 7 | Straßenspezifische Auswertung | 38 |  
    |   7.1 | Rohrbacher Straße | 38 |  
    |   7.2 | Eppelheimer Straße | 42 |  
    |   7.3 | Bergheimer Straße | 43 |  
    |   7.4 | Mittermaierstraße | 45 |  
    |   7.5 | Altstadt | 46 |  
    |   7.6 | Plöck | 46 |  
    |   7.7 | Handschuhsheim | 47 |  
    |   7.8 | Dossenheimer Landstraße | 48 |  
    |   7.9 | Übergang Poststraße – Kleine Plöck | 49 |  
    |   7.10 | Bismarckstraße | 49 |  
    | 8 | Geschwindigkeit und Unfallrisiko | 50 |  
    | 9 | Dunkelziffer bei Fahrrad-Unfällen | 53 |  
    |   9.1 | Dunkelziffer bei Fahrradunfällen: Beispiel Ernst-Walz-Brücke | 53 |  
    | 10 | Unsymmetrische Ursachenzuweisung | 56 |  
    | 11 | „No Problems“ | 62 |  
    |   11.1 | Hauptbahnhof Vorplatz Nord | 62 |  
    |   11.2 | Einfahrt ins Neuenheimer Feld am Technologiepark | 63 |  
    |   11.3 | Freigabe der 
    Einbahnstraße Poststraße  | 64 |  
    |   11.4 | Fußgängerbereich Hauptstraße | 66 |  
    |   11.5 | Gemeinsamer Geh- und Radweg Neckarwiese/Uferstraße | 67 |  
    |   11.6 | Radstreifen links zwischen Seminarstraße und Kettengasse | 68 |  
    | 12 | Radhelmpflicht | 69 |  
    | 13 | Sicherheitsparadoxon | 74 |  
    | 14 | Schlussfolgerungen | 75 |    
  
    | UPI-Bericht 77 "Analyse der
      Fahrradunfälle in Heidelberg 2008 - 2012", März 2014, 3. erweiterte Auflage 
    August 2014 77 Seiten,  72 Grafiken und Bilder,
    PDF-Datei 4,8 MB |   UPI-Berichte              Seitenanfang |  | 
Nach obenUPI 89 Windenergie im Wald
 UPI 88 Windenergie im Wald
 UPI 85 CO2 Heidelberg
 UPI 79 Ökobilanz Elektroautos
 UPI 77 Fahrradunfälle
 UPI 48 Sommersmog-Alarm
 UPI 47 Todesfälle durch Ozon
 UPI 46 Gesundheitsabgaben
 UPI 45 PC-Programm WinMobil
 UPI 44 Krebs und Verkehr
 UPI 43 Gesundheit & Verkehr
 UPI 42 Folgen von Tempolimits
 UPI 41 Potentiale des Fahrrads
 UPI 40 Bodennahes Ozon
 UPI 38 Enge Hauptstraßen
 UPI 37 Autofreie Sonntage
 UPI 35 Auto-Prognose weltweit
 UPI 34 Öko-Bilanz ÖPNV HD
 UPI 33 CO2-Bilanz
 UPI 23 Scheinlösungen Verkehr
 UPI 21 Externe Kosten Verkehr
 UPI 15 Biosphäre
 UPI 9 Öko-Steuern
 |