UPI 41 Potentiale des Fahrrads
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UPI-Bericht 41

Entwicklung und Potentiale des Fahrradverkehrs

Zusammenfassung

Der UPI-Bericht 41 beschäftigt sich u.a. ausführlich mit dem Thema Energieverbrauch beim Fahrrad fahren.

In Programmen zur Förderung des Fahrradverkehrs wird häufig zu wenig beachtet, daß das Fahrrad im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen mit biologischer Energie angetrieben wird. Daraus folgen einige wichtige Konsequenzen, die in UPI-Bericht 41 näher dargestellt werden.

Beispiel: Oberflächengestaltung von Radverkehrsanlagen

Dazu führte das UPI-Institut u.a. Energieverbrauchsmessungen beim Fahrradfahren auf verschiedenen Oberflächenarten der Radverkehrsanlagen durch. Eines der Ergebnisse: Radwege mit Betonverbundsteinen erhöhen den Energieverbrauch des Fahrradverkehrs wegen der rauheren und unebeneren Oberfläche um 30-40% und reduzieren dadurch die mit dem Fahrrad erschließbare Fläche um 40-50% im Vergleich zum Fahren auf glatten und ebenen Oberflächen. Die in den letzten Jahren in vielen Städten erstellten neuen Radwege wurden in den meisten Fällen mit Betonverbundsteinen ausgeführt. Diese sicherlich gut gemeinte Maßnahme führt jedoch zu einer empfindlichen Beeinträchtigung des Fahrradfahrens. Im Laufe der Zeit können sich einzelne Verbundsteine senken, was zu einer weiteren Beeinträchtigung führt. Besonders ungünstig sind die meist verwendeten gefasten Verbundsteine. Für Räder mit schmalen Reifen und Stegreifen besteht bei gefasten Betonverbundsteinen wegen der Rillen ein erhöhtes Unfallrisiko.

Da Fahrräder ohne Fremdenergie auskommen müssen und der Energieaufwand erheblich von der Oberfläche des Weges abhängt, kann der Radius des Einsatzbereiches des Fahrrads im Nahverkehr je nach der Oberflächengestaltung der Wege gefördert oder behindert werden.

Radweg

Fahrradverkehr

Art des Radwegs Material Eigenschaft Fertigung

Energieverbrauch

Einsatzbereich

Straßenqualität

Feinasphalt

längseben

Straßenfertiger

100%

100%

"Radwegequalität"

Feinasphalt

schlechte Längsebenheit

Walze

120%

70%

"Radwegequalität"

Betonverbundpflaster

ungefast

 

130%

60%

"Radwegequalität"

Betonverbundpflaster

gefast

 

140%

50%

wassergebunden

feines Material

   

150%

45%

wassergebunden

grobes Material

   

200%

25%

Tabelle: Energieverbrauch und Einsatzbereich des Fahrradverkehrs in Abhängigkeit von der Oberflächenbeschaffenheit der Radverkehrsanlagen; Straßenqualität = 100%


Die Untersuchung kommt zu dem Ergebnis, daß der Einsatzbereich des Fahrrads bei Radverkehrsanlagen in guter Straßenqualität rund doppelt so groß ist wie bei Radwegen mit Betonverbundsteinen oder schlechter Längsebenheit und etwa 4mal so groß wie bei unbefestigten und schlechten Radwegen.

Die Oberfläche von Fahrradwegen muß hinsichtlich Ebenheit und Glattheit grundsätzlich dieselbe Qualität aufweisen wie die von Straßen für Kraftfahrzeuge. Radwege sollten deshalb nicht mehr mit Betonverbundsteinen angelegt werden. Die notwendige Glattheit läßt sich durch die Anlage des Radwegs mit einer glatten Asphaltfeinbetondecke erreichen. Die notwendige Ebenheit ergibt sich durch einen entsprechenden guten Unterbau in Straßenqualität und durch die Ausführung des Radwegs mit einem automatischen Straßenfertiger. Bei Ausführung des Radwegs ohne automatischen Straßenfertiger läßt sich eine ausreichende Längsebenheit nicht erreichen.

Da Fahrräder im Gegensatz zu Kraftfahrzeugen nicht oder kaum gefedert sind, müssen die Radverkehrsanlagen erschütterungsfrei befahrbar sein. Die Auffahrten zu Radwegen müssen auf Nullniveau liegen. Zur Orientierung von Sichtbehinderten müssen ggfls. Blindenfühlplatten eingesetzt werden.

Die Einhaltung dieser Kriterien muß bei der Ausschreibung und der Auftragserteilung klar geregelt werden.


Weitere Themen des Berichts sind u.a.: Unfallrisiko, psychologische Aspekte beim Fahrrad, Push and Pull, Konflikte bei der Umverteilung der Straßenfläche.

Bei guter Fahrradplanung ergibt sich allein aufgrund der physikalischen Faktoren

    1. Umwege vermeiden
    2. Wartezeiten vermeiden
    3. glatte und ebene Oberfläche der Radverkehrsanlagen
eine Verdoppelung bis Verdreifachung des Fahrradpotentials im Vergleich zu schlechter Fahrradplanung.
Beispiele:
 
bullet350 m Umweg (= 10% der Weglänge einer durchschnittlichen Fahrradfahrt) reduzieren die mit dem Fahrrad erschließbare Fläche um 10 - 20%.
bullet2 min Wartezeit (z.B. an 3 nicht fahrradgerechten Knoten) entsprechen 14% der mittleren Wegzeit und reduzieren die mit dem Fahrrad erschließbare Fläche um 14 - 25%.
bulletRadwege in schlechter Qualität (z.B. Betonverbundsteine oder längsunebener Asphalt) erhöhen den Energieverbrauch der Fahrradfahrer um 15 - 40% und reduzieren die mit dem Fahrrad erschließbare Fläche um 15 - 50%.

upi411.gif (19513 Byte)

Fahrzeugbestand BRD (23453 Byte)


UPI-Bericht 41 "Entwicklung und Potentiale des Fahrradverkehrs - Maßnahmen zur Ausschöpfung des Fahrradpotentials in der Verkehrsplaunung", 3. erw. Auflage, August 2000
 

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