Dezember 1998:
Stellungnahme zur geplanten ökologischen Steuerreform
Positiv ist, daß die neue Bundesregierung nach über 10 Jahren
öffentlicher Diskussion nun endlich mit einer ökologischen Steuerreform beginnen will.
Die Bundesrepublik Deutschland gewinnt dadurch wieder Anschluß an eine moderne
Entwicklung sowohl des Steuer- und Abgabensystems wie auch der Umweltpolitik, wie sie in
einer Reihe anderer Staaten in den letzten Jahren mit Erfolg begonnen wurde. Tabelle 1
zeigt die in anderen europäischen Ländern bereits eingeführten Öko-Steuern.
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Land |
Produkt |
Steuersatz |
Steuersatz Zukunft |
seit wann |
Dänemark |
umfassende Öko-Steuer-Reform |
Energie-, CO2-, Pestizid-, SO2-,
Lösemittelsteuern u.a. |
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1993 |
" |
z.B. Heizöl leicht |
15 Pf/l |
44 Pf/l in 2000 |
1993 |
" |
elektrischer Strom |
7 Pf/kWh |
14 Pf/kWh in 2000 |
1993 |
" |
CO2-Emissionen |
0,51 DM/t CO2 |
5,16 DM/t CO2 in 2000 |
1996 |
Belgien |
div. Einwegprodukte |
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1993 |
Norwegen |
Getränkeeinwegverpackungen |
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1994 |
Großbritannien |
Mineralölsteuer |
Erhöhung jedes Jahr um 6% über Inflationsrate |
jährliche Erhöhung 6% über Inlationsrate |
1994 |
" |
Müllabgaben, Deponiesteuer |
Erhöhung um 30% |
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1998 |
Niederlande |
Erdgas |
3,4 Pf/m3 |
Anstieg auf 10 Pf/m3 bis 1998 |
1996 |
" |
Strom |
3,1 Pf/kWh |
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1996 |
" |
Heizöl leicht |
2,8 Pf/l |
Anstieg auf 8,5 Pf/l bis 1998 |
1996 |
" |
Flüssiggas |
3,4 Pf/kg |
Anstieg auf 10 Pf/kg bis 1998 |
1996 |
" |
Planung einer Öko-Steuer-Reform |
u.a. Verdoppelung Energiesteuern, Verringerung
Arbeitskosten |
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1998 |
Finnland |
Getränkeeinwegdosen |
30 Pf/Getränkedose |
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1996 |
Ungarn |
Einwegglasverpackungen |
21 DM/t Glas |
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1996 |
" |
Kunststoffeinwegverpackungen |
108 DM/t Kunststoff |
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1996 |
" |
Aluminiumeinwegverpackungen |
54 DM/t Aluminium |
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1996 |
" |
Papiereinwegverpackungen |
31 DM/ Papier |
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1996 |
Schweden |
CO2-Emissionen |
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1991 |
" |
Energie |
|
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1991 |
" |
Atomstrom |
0,4 Pf/kWh |
Anstieg auf 1,8 Pf/kWh in 1997 |
1994 |
Tabelle 1: Öko-Steuern in Europa
Positiv ist weiter, daß die ökologische
Steuerreform aufkommensneutral, d.h. ohne Anhebung der Steuerlast, durchgeführt werden
soll, indem parallel zur Einführung der Öko-Steuern Lohnnebenkosten gesenkt werden
sollen. |
Negativ dagegen ist die Höhe und Verteilung der Öko-Steuersätze:
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Während die Emission von CO2 bei der
inzwischen durch Entschwefelung und Entstickung der Kraftwerke ansonsten recht sauberen
Stromerzeugung im ersten Schritt angemessen um 10% und die Emission von CO2 und Stickoxiden bei der Verbrennung von leichtem Heizöl
bzw. Erdgas ebenfalls angemessen um 10% bzw. 7% verteuert werden sollen, soll Kohle mit
der höchsten CO2-Emission wie auch schweres
Heizöl (Einsatz vor allem in Industriefeuerungen) ganz von der Öko-Steuer befreit werden
und der motorisierte Straßenverkehr, durch den die Umwelt und die Menschen neben der
Emission von CO2 und Stickoxiden auch durch
Kohlenwasserstoffe, Kohlenmonoxid, Sommersmog, Verkehrsunfälle, Lärm und
Flächenverbrauch belastet werden, lediglich um 3,8% verteuert werden. (siehe Tabelle
2) Dies ist eine Verdrehung der ökologischen Probleme, die die taz am 14.11.1998
titeln ließ: "Bierpreis steigt schneller als Benzinpreis". Damit läßt sich
das Klimaziel bis zum Jahr 2005 auf keinen Fall erreichen.
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Energieträger |
geplante Öko-Steuer |
heutiger Preis (12/98) |
Preiserhöhung |
ökologisches Problem |
Heizöl leicht |
4 Pf/Liter |
40 Pf/Liter |
10 % |
CO2 |
Heizöl schwer |
0,- |
|
0 % |
CO2 |
Erdgas |
0,32 Pf/kWh |
6,5 Pf/kWh |
5 % |
CO2 |
Strom |
2 Pf/kWh |
20 Pf/kWh |
10 % |
CO2 |
Kohle |
0,- |
|
0 % |
CO2 |
Benzin, Diesel |
6 Pf/Liter |
160 Pf/Liter |
3,8 % |
CO2, NOx, Partikel, Sommersmog, Lärm, Unfälle, Flächenverbrauch |
Tabelle 2: Geplante Öko-Steuersätze
Wie niedrig die geplante "Öko-Besteuerung" von Treibstoff ausfällt, zeigt
sich im historischen Vergleich: Während die Mineralölsteuer in den letzten 10 Jahren
durch die alte Bundesregierung um insgesamt 51 Pfennig/Liter (incl.
Mehrwertsteuer real um 59 Pf/l) erhöht wurde, plant die rot-grüne neue Bundeseregierung
lediglich eine Erhöhung um 6 Pf/l. Auch weitere mögliche Schritte in der Zukunft sollen,
wie die SPD verlautet, lediglich 6 Pf/l betragen. |
Ein zweiter wichtiger negativer Punkt ist die geplante Regelung, daß
die Steuersätze für Erdgas und Strom für die Industrie auf ein Fünftel gesenkt und
energieintensive Betriebe von der Öko-Steuer ganz ausgenommen werden sollen. Dies ist
nicht verständlich, da praktikable Modelle zur Lösung des Problems energieintensiver
Betriebe existieren (z.B. UPI-Bericht 9, 1988, Anhang S.15
oder Vorschlag der EU-Kommission für eine Energie- und CO2-Abgabe,
1992).
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So könnte eine ökonomisch schädliche Belastung energieintensiver Betriebe durch
Öko-Steuern leicht durch die Regelung verhindert werden, daß die Öko-Steuerschuld eines
einzelnen Betriebes durch Energiesteuern bei Überschreitung von z.B. 4 % der
Betriebskosten nur noch zur Hälfte, über 6 % nur noch zu einem Viertel, über
10 % nur noch zu einem Zehntel gezahlt werden muß. Eine absolute Berechnungsgrenze
einer Öko-Steuerschuld könnte für den einzelnen Betrieb z.B. bei 25 % der
Betriebskosten festgelegt werden. (Also, umgekehrt wie bei der Lohn- und Einkommensteuer,
eine Degression der Steuersätze) Dies würde bedeuten, daß die Öko-Steuerbelastung
eines Betriebes nach diesem Modell auf maximal 7,5 % der Betriebskosten begrenzt
wäre. (Es könnten natürlich auch andere %-Sätze eingesetzt werden.) Durch diese Art
Mengenrabatt auf Öko-Steuern blieben auch bei einergieintensiven Betrieben die Anreize
zur Einsparung von Energie durch die Verteuerung von Energie bestehen, ohne daß durch
Öko-Steuern eine Erdrosselungswirkung energieintensiver Betriebe entstehen könnte.
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Die von der Bundesregierung geplanten Ausnahmen für energieintensive Betriebe nehmen
gerade Betriebe mit hoher CO2-Emission aus dem
positiven Effekt der ökologischen Steuerreform heraus. Sie können z.B. dazu führen,
daß Betriebe, die bisher in energiesparende Technologien investiert haben, nun wegen der
Verringerung ihres Energieverbrauchs unter die Öko-Steuer fallen, während Konkurrenten,
die keine Energiesparmaßnahmen ergriffen haben, aufgrund ihres höheren Energieverbrauchs
automatisch von der Öko-Steuer befreit sind.
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Es ist zu hoffen, daß diese beiden negativen Planungen noch geändert und die
ökologische Steuerreform in den nächsten Phasen zügig und im Verkehrsbereich in
höheren Schritten fortgesetzt wird.
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UPI-Bericht 9
"Ökologische Steuerreform"
Öko-Steuer-Ausnahmen für die
Industrie Aktueller Stand
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